Kristian Nippes

Kristian Nippes wird nach der Saison nicht mehr als Profi auf der Platte stehen. Der BHC- Kapitän bleibt dem Handball aber mindestens als Fan erhalten.

Der 14. Mai wird ein besonderer Tag sein für Kristian Nippes. Für den Bergischen HC. Für die gesamte Handball-Szene der Region. Denn mit 32 Jahren wird „Nippi“ seine Profikarriere beenden. Nach dem letzten Saisonspiel der Löwen gegen die Eulen Ludwigshafen kommt es in der Solinger Klingenhalle – der sportlichen Heimat des BHC-Kapitäns – zur Verabschiedung. Es dürfte emotional werden, schließlich ist der Linkshänder Aushängeschild des Clubs, für den er mit Ausnahme einer anderthalbjährigen Unterbrechung antrat. „Es fühlt sich noch sehr weit weg an“, sagt Kristian Nippes mit Blick auf den Schlussakkord. Denn ein paar Spiele in der Bundesliga sind bis dahin schließlich noch zu absolvieren. Derzeit schaut der Sportler also noch nicht mit Wehmut auf den 14. Mai. Er freut sich vielmehr, im Sommer etwas mehr Zeit zu haben. „Es gibt ein paar Dinge, die wir immer mal unternehmen wollten, aber nie dazu kamen“, sagt der Solinger. Entsprechend viel hat er sich vorgenommen. Nach zwei Wochen auf Mallorca mit Freunden geht es erstmalig zu Rock am Ring. Danach steht die Hochzeit von Christopher Rudeck in Flensburg an, um anschließend mit Ehefrau Natalie und Tochter Greta eine Österreich-Balkan-Tour zu starten. „Da werden wir nicht viel vorab buchen, sondern uns ein wenig treiben lassen.“

Wie er seine neu hinzugewonnene Zeit nutzt, hat der 32-Jährige also bereits geplant. Wie es nach dem Sommer beruflich weitergeht, steht indes noch nicht fest. Angebote, weiter Handball zu spielen, gibt es viele. Schließlich verbreitete sich die Nachricht von seinem Rücktritt wie ein Lauffeuer. Das Thema war eher zufällig aufgekommen. Im Rahmen des 31:18-Erfolgs gegen die HSG Nordhorn-Lingen verkündete der Bergische HC am 29. Dezember unter anderem die Vertragsverlängerung von Maciej Majdzinksi. Der Pole ist ebenfalls Rückraum-Linkshänder – genau wie Ragnar Johannsson und David Schmidt. Da die beiden für die kommende Saison ebenfalls Verträge haben, stellte sich die Frage nach Nippes‘ Zukunft. Der gebürtige Solinger wartete das neue Jahr ab und gab sein Karriereende bekannt. Ein paar gute Jahre hätte er vielleicht noch gehabt, doch er hatte es sich genau überlegt. „Am Ende war es eine Entscheidung des Bauchgefühls“, sagt er. „Die Überlegung war, ob es sich über den Sommer hinaus richtig anfühlt, weiter zu spielen. Da bin ich nicht zu einem eindeutigen ‚ja‘ gekommen.“ Seitdem wird der Sportler regelmäßig angesprochen. „Viele lokale Vereine bitten mich, an sie zu denken, wenn ich noch mal zum Ball greifen möchte“, sagt Nippes, der nicht ausschließen möchte, nebenbei noch zu spielen. Die Profikarriere aber wird enden.

Viele Vereine würden Nippes gerne nach dem Ende der Profi-Karriere bei sich spielen sehen

Seit Februar 2011 tritt der Linkshänder durchgehend beim Bergischen HC an und ist damit dienstältester Handballer des Kaders.In den anderthalb Jahren zuvor hatte er beim damaligen DHC Rheinland (Dormagen) erste Bundesliga-Erfahrung unter Trainer Kai Wandschneider gesammelt. Sei- ne Jugend und die ersten Jahre im Männerbereich hatte „Nippi“ beim BHC beziehungsweise dessen Vorgängerverein SG Solingen verbracht. „Ich denke noch nicht oft an die Vergangenheit, denn ich möchte ja auch nicht in Melancholie versinken. Ich glaube das kommt erst, wenn ich mein letztes Spiel absolviert habe.“

Ein paar Höhepunkte fallen dem Handballer dann aber doch ein. Der erste Bundesliga-Aufstieg in Aue im Mai 2011 wird unvergessen bleiben. „Das lief wahnsinnig glücklich für uns“, erinnert er sich. „Aber es ist eben jetzt auch schon lange her.“ Gerne blickt er auch auf das Pokal-Final-Four in Hamburg und die vielen Klassenerhalte in der Bundesliga. „Zu allererst fällt mir der Sieg gegen Hamburg (35:30) in der Saison 2014/15 ein. Da haben wir es vorzeitig geschafft und zu Hause gefeiert“, sagt er. „Das war etwas Besonderes.“ Genau wie die komplette Spielzeit 2018/19. „Die war insgesamt ein Highlight und absolut außergewöhnlich, weil vieles für uns gelaufen ist.“ Wenn Kristian Nippes am 14. Mai seinen finalen Pass geworfen hat, kann er auf eine erfolgreiche Karriere zurückschauen. Nicht nur, weil er dann neun Saisons in der stärksten Liga der Welt aktiv war. Sondern auch, weil er 2009 als Kapitän die Junioren-Weltmeisterschaft gewonnen hat. Zudem holte er 2005 mit der B- und 2007 mit der A-Jugend die Deutsche Meisterschaft. „Der Abschied wird sich komisch anfühlen“, weiß Nippes jetzt schon. „Aber ich bin überzeugt, dass er auch schöne Erinnerungen erschaffen wird.“ Der Entschluss, die Schuhe an den Nagel zu hängen, ist lange in ihm gereift. „Und ich bin nach wie vor überzeugt, dass er richtig ist“, sagt Nippes. „Aber klar war mir vorher bewusst, dass ich hin und wieder abends grübel. Dabei geht es aber nicht um die Frage, ob es nicht doch besser wäre, weiterzumachen, sondern dass es sich merkwürdig anfühlen wird, nicht mehr jeden Tag in die Halle zu gehen.“ Ob es ihm fehlen wird? Das wird die Zeit nach dem 14. Mai zeigen.

Von Redaktion

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