Nach einer Leidenszeit kämpfte sich Daniel Fontaine wieder zurück und wollte sich noch in der laufenden Spielzeit das „Löwentrikot“ überstreifen. Nun muss der Rückraumwerfer sich weiter in Geduld üben.
Ein Jahr ist es her, dass Daniel Fontaine seine letzte Partie für den Bergischen HC absolviert hat. Im Duell gegen die MT Melsungen im April 2019 riss beim linken Rückraumspieler ohne Gegnereinwirkung die Achillessehne. Während seine Mannschaft zum ersten Mal in der Vereinshistorie die Nordhessen mit 25:24 niederrang, war Fontaine auf dem Weg ins Krankenhaus. „Am Anfang war ich in einem Schockzustand”, sagt der Handballer rückblickend. „Mir fehlte der Antrieb für die Reha.“
Die Zeiten haben sich geändert. Inzwischen ist der 30-Jährige wieder voller Tatendrang. „Ich hatte gerade die erste komplette Trainingswoche absolviert, da kam die Nachricht, dass die Saison unterbrochen wird“, berichtet Fontaine. Er hatte sich fest vorgenommen, noch in dieser Spielzeit sein Comeback zu geben. „Auf eine Woche mehr oder weniger wäre es nicht angekommen, aber ich war zuversichtlich, noch ein paar Partien zu machen.“ Corona durchkreuzte Fontaines Pläne – genau wie die von seinen Mitspielern. So werden Rafael Baena und Kristian Nippes nach ihrem Anschied vom BHC vorerst auf Standing Ovations in den Hallen verzichten. „Wir müssen jetzt mit der Situation leben und hoffen, dass sich die Lage verbessert.“ Bis dahin hält sich Fontaine in den eigenen vier Wänden, mit Läufen durch den Wald oder Radfahren fit. Einer normalen Vorbereitung auf die kommende Saison steht körperlich nichts mehr im Wege.
„Mein oberstes Ziel ist es, gesund zu bleiben. Natürlich will ich auch helfen und meine Leistung bringen, aber das ist im Moment noch etwas weiter weg“, sagt der Sportler. Kein Wunder, schließlich hat Fontaine beim BHC einen Leidensweg hinter sich. Gerade 13 Partien hat er in zwei Jahren für die Löwen absolviert. Erst warf ihn ein Muskelbündelriss zurück, dann folgte der Riss der Achillessehne mit noch langwierigeren Folgen.
In den wenigen Begegnungen, die er auf der Platte stand, hat der Rückraumspieler aber bewiesen, wie wertvoll er für die Mannschaft ist. Fontaine kann decken, im Zweifel auch im Innenblock aushelfen, hat aber gleichzeitig offensiv große Stärken. So ist er auch in der Lage, ein einfaches Tor zu machen, wenn es benötigt wird. „Daniel ist einer der komplettesten Handballer, die ich je trainiert habe“, sagt BHC-Trainer Sebastian Hinze. „Er hat unserem Spiel immer sehr gut getan – was auch daran lag, dass er viele Ballgewinne in der Abwehr generiert.“ Fontaine wird wieder die Chance bekommen, seine Qualitäten bei den Löwen unter Beweis zu stellen – denn trotz der Verletzung verlängerte der BHC mit dem Handballer um zwei weitere Jahre. „Das rechne ich dem Verein unheimlich hoch an, dass er mir in dieser Situation das Vertrauen geschenkt hat“, meint der 30-Jährige. „So etwas erlebt man nicht überall. Ich bin dem Bergischen HC sehr dankbar dafür.“
Ein Stück weit war es wohl auch die Unterschrift, die den gelernten Polizisten antrieb, um sein Comeback zu kämpfen. „Nach der überstandenen Operation kam die Motivation nach und nach wieder. Vor allem, als sich die Dinge Richtung Handball entwickelt haben. Da war dann auch die Lust da, wieder zu trainieren“, blickt Fontaine zurück, räumt aber auch ein: „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht auch mal ans Aufhören gedacht hätte.“Denn der Heilungsprozess verlief wellenartig. „In einem der Täler kamen derlei Gedanken dann eben mal auf. Das ist vielleicht normal, aber ich bin richtig froh, dass diese Phasen vorbei sind“, sagt der Sportler.
War es 2019 der eigene Körper, der für die Rückschläge gesorgt hat, ist es 2020 höhere Gewalt. Wäre die Saison normal weitergegangen, Fontaine hätte sein Comeback womöglich schon gegeben. Zumindest muss er in diesen Tagen auch nicht von außen zusehen. „Emotional ist das teilweise extremer als auf dem Feld dabei zu sein“, sagt der Handballer. „Man kann ja nicht eingreifen, ist aber trotzdem mit hundertprozentiger Leidenschaft dabei.“ Wann Daniel Fontaine dieses Feuer wieder in der Handball-Bundesliga unter Beweis stellen kann, hängt vom Verlauf der Corona-Pandemie ab. Doch die Zeit wird kommen. Für seine Rückkehr ist er jedenfalls bereit. „Und ich glaube auch, dass es nicht so lange dauern wird, bis Daniel wieder ein gutes Level erreicht hat“, erläutert Hinze. „Speziell, wenn er die gesamte Vorbereitung mit uns absolvieren kann.“